
Seit seinem Wechsel vom FC Liverpool zum FC Bayern München steht Sadio Mané im Fokus der Öffentlichkeit – zwischen hohen Erwartungen, anfänglicher Euphorie und wachsender Kritik. Während man ihn in England schmerzlich vermisst, wird er in Deutschland zunehmend hinterfragt. Der Top-Transfer des Sommers muss sich an ein neues Spielsystem und eine neue Rolle gewöhnen – und das verläuft bislang holpriger als gedacht.
Hochgelobt gestartet, dann abgeflacht
Als Mané im Sommer 2022 nach München wechselte, war die Begeisterung groß. Der senegalesische Nationalspieler galt als Königstransfer und fügte sich in den ersten Wochen scheinbar nahtlos ein. Besonders sein Auftritt beim 6:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt, als er jubelnd mit einem Megafon vor der Fankurve stand, ist vielen in Erinnerung geblieben. Im August glänzte der 30-Jährige mit Toren und Dynamik – doch ab September begannen seine Leistungen zu schwanken.
Systemumstellung bringt leichte Besserung
Erst in der Champions-League-Gruppenphase gegen Viktoria Pilsen konnte Mané wieder auf sich aufmerksam machen – mit jeweils einem Tor in beiden Begegnungen. Einen kleinen Aufschwung verdankt er auch einer taktischen Anpassung von Trainer Julian Nagelsmann: Nachdem Mané zunächst als Mittelstürmer eingesetzt wurde, durfte er später auf seiner bevorzugten linken Außenbahn spielen – eine Position, die er bereits beim FC Liverpool erfolgreich bekleidete.
Nagelsmann betonte auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den SC Freiburg: „Ich glaube schon, dass es geholfen hat. Deswegen haben wir es gemacht. Er ist an die Position gewöhnt.“ Dennoch bleibt die Eingewöhnung ins Bayern-System eine Herausforderung.
Mentale Belastung nicht zu unterschätzen
Nagelsmann zeigte Verständnis für Manés aktuelle Situation und erklärte, dass auch ein Spieler mit Weltklasseformat von Selbstzweifeln nicht verschont bleibe: „Dass ein Weltklassespieler verunsichert ist, verwundert mich nicht, weil er auch ein Hirn und ein Herz hat.“ Die Aussage verdeutlicht, dass die Anpassung nicht nur physisch, sondern auch psychisch eine Belastung für den Senegalesen darstellt.
Lob aus England – Mané bleibt ein Verlust für Liverpool
Während in Deutschland kritisch auf seine Form geschaut wird, klingt es auf der Insel ganz anders. Joleon Lescott, Ex-Verteidiger von Manchester City, äußerte sich bei einem Interview positiv über Mané und sagte: „Ich habe schon zu Beginn der Saison gesagt, dass Sadio Mané ein großer Verlust sein würde. Ich denke, dass Liverpool den Senegalesen mehr vermisst als erwartet.“
Lescott lobte vor allem Manés Arbeitsrate: „Seine Intensität mit und ohne Ball war verrückt.“ Das Team von Jürgen Klopp hat ohne ihn einen durchwachsenen Start hingelegt und belegt in der Premier League derzeit nur den zehnten Platz – ein ungewohntes Bild für die erfolgsverwöhnten Reds.
Bescheiden trotz Weltklasse
Interessanterweise sieht sich Mané selbst nicht als großen Weltstar. Trotz all seiner Erfolge bleibt er bescheiden – eine Eigenschaft, die ihn menschlich macht, aber gleichzeitig die Last der Erwartungen umso größer erscheinen lässt. Zwischen den hohen Anforderungen in München und der Sehnsucht in Liverpool steht ein Spieler, der seinen Platz erst noch finden muss.
Der FC Bayern wird hoffen, dass Mané bald zu alter Stärke zurückfindet – nicht nur, um die Erwartungen zu erfüllen, sondern auch, um sich selbst wieder als jener Unterschiedsspieler zu fühlen, der er einst in Liverpool war.